BLOG | Bewerbung
Gastbeitrag
Wer braucht heutzutage noch ein Foto in einer Bewerbung?
Das mit dem Foto war doch mal.
Ganz früher, da war es normal und gehörte sich so, dass sich in der oberen rechten Ecke des Lebenslaufs ein schönes und professionelles Foto fand. Bewerbungen ohne ein Foto an dieser Stelle waren nicht akzeptiert. Dann kam die ganze Antidiskriminierungswelle auch in Deutschland an. Viele Dinge müssen nun nicht mehr in einen Lebenslauf. Niemand muss angeben, ob er eine Behinderung trägt und zu welchem Grad. Sein Alter muss man auch keinem mehr nennen und ein ein Foto kann man ebenfalls weg lassen. So geschieht es in Amerika schon seit Jahren: kein Foto, Alters-, Gesundheits- oder Religionsangaben. Die sind uns da wohl einen Schritt voraus, oder?
Was hier lange als „Vitamin-B“, also persönliche Beziehungen, verpönt war, ist mittlerweile als wichtige Ressource erkannt. Heute weiß man, dass man leichter über persönliche Beziehungen eine attraktive neue Position bekommen.
Doch warum ist das so?
Das hat nichts verschwörerisches von alten Männern die im hinteren Raum einer Bar Zigarren rauchen und untereinander absprechen treffen. Nein.
Persönliches und professionelles Empfehlungsmarketing hat über Personalberatungen in den 1980er langsam in der Geschäftswelt Einzug erhalten und ist nun ein weit verbreitetes Instrument, das sowohl von Fachkräften als auch von Unternehmen gerne genutzt wird.
Warum? Die Weisheit heißt hier wohl: Manager von wichtigen Geschäftsprozesses überlassen ungern einem völlig Unbekannten ihre Aufgaben. Man möchte den zukünftigen Mitarbeiter schon vor der Bewerbung kennen und am besten: empfohlen bekommen. Ich habe das selbst erlebt bei der Wahl des Steuerberaters. Ich machte sechs Termine aus. Zwei davon mit Beratern die mir empfohlen wurden. Das erwähnte ich auch in den Gesprächen. Im Vergleich kann ich sagen, dass die Gespräche mit den Empfehlungen viel freundlicher, zuvorkommender und einfach besser waren, als über die anderen Kontakte. Meine Entscheidung fiel am Ende ganz klar auf einen der beiden Empfehlungen.
„Schlecht. Falsch. Oder gar nicht. Was wählen Sie?“
Viele Punkte sind für einen guten Lebenslauf wichtig, doch neben einer sehr gut geführten Lesbarkeit und der passgenauen Aufstellung aller relevanten Angaben, ist das Foto das zentralste Element. Mal eben ein Foto aus der Privatsammlung richtig zugeschnitten tut es dabei nicht. Doch genau das denken 35% der IT Fachkräfte und wählen als Bewerbungsfoto einen Zuschnitt von Facebook Fotos. Weitere 20% haben schöne Bewerbungsfotos, die vor 4 bis 6 Jahren Stand der Dinge waren. Mittlerweile besteht nur noch eine leichte Ähnlichkeit zwischen Ihrem aktuellen Aussehen und zu Ihrem Foto. So entsteht zwar kein schlechter, aber eben doch ein falscher Eindruck.
Noch schlimmer vielleicht, dass weitere 25% das Foto ganz weglassen. Was glauben Sie welchen Vorteil dann die restlichen 20% der Bewerber mit aktuellen und professionellen Bewerbungsfotos haben, wenn die meisten der Kandidaten es auslassen einen guten persönlichen Eindruck zu machen? Richtig. Die liegen gewaltig vorne!
Nicht nur werden Bewerber mit einem guten und professionellen Foto häufiger zu Bewerbungsgesprächen eingeladen; ein gutes Bewerbungsfoto bringt auch höhere Gehälter. 2.000 € – 8.000 € mehr Jahresgehalt als Endresultat konnte ich in den letzten Jahren als Ergebnissen feststellen. Lohnt es sich da nicht auch mal etwas mehr für ein gelungenes Foto auszugeben?